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JONATHAN MEESE
GRALSBABY D'ANNUNZIOZ

Vittoriale degli Italiani, Gardone, Italien



5. Juni 2009, 19.00 Uhr
Radioperformance



DON LOLLYTADZIOZ Metabolismys stinkt nicht (PUPS)
Livestream www.dannunzioz.org



6. Juni bis 5. Juli 2009
AHAB sagt: MOBY DICK ist KEINE DEMOKRATIE, ALLE DEMOKRATEN sitzen bald NICHT MEHR in einem BOOT (Schlachtschiff der KUNST sinkt nimmer)
Installation auf dem Schlachtschiff „Puglia“ im Garten des Vittoriale



Unter der Schirmherrschaft von Giordano Bruno Guerri (Präsident des Vittoriale degli Italiani)
Grizedale Arts

Media Arts Network

Goethe Institut Italia

Il Vittoriale degli Italiani Fondazione

John Moores University

Mit freundlicher Unterstützung von
B.H. Mayer’s IdentitySign
Pins, Namensschilder und mehr.
Meese

„Die Machtschenkung an die Diktatur der Kunst wird das ‚Gefeiertste’ sein,
es wird den Tag der ultimativen ‚Machtergreifung’ der Kunst geben.“

SÜSSESSÜSSESSÜSSES

Jonathan Meese 2008 in seiner Berliner Staatsrede

Jonathan Meese

DIKTATUR DER KUNST. Seit 2006 propagiert Jonathan Meese offen die Diktatur der Kunst. Die Partei dieser Diktatur heißt Kunst. In der Herrschaft der Kunst gibt es keine mickrige Menschenherrschaft mehr. Totale Demut heißt die neue Weltordnung, die sich am Tag Null nach der „Machtergreifung“ der Kunst – die eigentlich eine Machtschenkung sein wird – etablieren wird. Der Vulkan Kunst wird ausbrechen, es gibt keine Alternative, keine Menschenmacht, keine Kreativität, keine Seele, nur noch Neutralität. „Nur ‚Kunst’ als ‚Totale Führung’ ist antinostalgisch, revolutionär und liebevoll. Es wird bald nur noch ein Weltenland geben, Erzland genannt.“ Ritualloses Spiel ist der einzige dem Künstler und Menschen offene Weg zur Diktatur der Kunst.

Jonathan Meese

RADIOSTATION UND INSTALLATION. 2009 wird Jonathan Meese, dem Beispiel D’Annunzios folgend, mit der Diktatur der Kunst auf Sendung gehen. Hierfür gibt es keinen geeigneteren Ort als die Puglia im Vittoriale degli Italiani. Theater und Ausstellungsräume sind für Meese Schutzräume, Kommandozentralen, von denen aus die Hermetische Revolution propagiert wird. Von der Brücke der ehemaligen Kommandozentrale auf der Puglia, wird Jonathan Meese über Rundfunk seine friedliche Revolution der Kunst vorantreiben. Die Diktatur der Kunst hisst Flagge auf der Puglia, außerdem werden in der Takelage und an Bord des Buges große und kleine Skelette an die Legionäre von Fiume erinnern. Skelette, hier als Mannschaft des Geisterschiffes, gehören zum Repertoire von Jonathan Meeses Installationen und verweisen immer auch darauf, dass sich für ihn die Seele des Menschen Außen befindet.

Jonathan Meese

FLUGBLATTAKTION. 2008, fünfzig Jahre nach dem Tod des Dichters, wurden über Gardone von einem Sportflugzeug aus Flugblätter abgeworfen, um an D’Annunzios berühmten Flug über Wien zu erinnern. 2009 soll diese Aktion mit Flugblättern zur Diktatur der Kunst wiederholt werden. Wenn möglich sollen am Tag der Live-Übertragung auch über dem Biennale-Gelände solche Flugblätter abgeworfen werden.

Puglia im Vittoriale degli Italiani
D’Annunzio

„In der verrückten und feigen Welt gibt es heute ein Zeichen der Freiheit; in der verrückten und feigen Welt gibt es eine reine Sache: Fiume; es gibt eine einzige Wahrheit: und die ist Fiume; es gibt eine einzige Liebe: und das ist Fiume! Fiume ist der strahlende Leuchtturm, der Licht spendet inmitten des Meeres von Niederträchtigkeit.“

Alalá Gabriele D’Annunzio 1919 in seiner Rede nach der Eroberung von Fiume

Gabriele D’Annunzio

FIUME. Im September 1919 besetzte der italienische Poet Gabriele D’Annunzio die istrische Hafenstadt Fiume, das heutige Rijeka, damals immerhin eine Stadt mit 50 000 Einwohnern und einem späteren Besatzungsheer von 10 000 Mann. Zum ersten Mal in der Geschichte war ein Traum der Avantgarde in Erfüllung gegangen: Die Kunst war an der Macht, den endlosen Forderungen und Worten waren endlich Taten gefolgt. Diese erste „Diktatur der Kunst“ währte nur 15 Monate. Zu groß waren die Zugeständnisse, die man in den Wirren der Nachkriegspolitik noch an die Politik machen musste, zu ungewöhnlich das Projekt. Die Erinnerung an Fiume – man könnte in dem Zitat von D’Annunzio das Wort „Fiume“ auch durch „Kunst“ ersetzen – verblasste und die Herrschaft der Kunst wurde in der Kunstgeschichte außerhalb Italiens weitgehend ignoriert oder verdrängt.



VITTORIALE. „Nach so viel Lärm sehne ich mich nach Ruhe, und nach so viel Krieg nach Frieden.“ Nach dem Schiffbruch der Diktatur der Kunst zieht sich Comandante Gabriele D’Annunzio nach Gardone am Gardasee zurück und kauft dort eine Villa, die Keimzelle des späteren Vittoriale degli Italiani. In der Zwischenzeit bedienen sich die Faschisten der Mythen von Fiume, um einen Staatsstreich vorzubereiten. D’Annunzio spricht von „jugendlichen Nachahmern“ und von „widerrechtlicher Machtergreifung“. Mussolinis Marsch auf Rom ist nicht der Marsch von Ronchi und für D’Annunzio eine unrechtmäßige Machtergreifung. D’Annunzio zieht sich in sein „Schneckenhäuschen“ zurück und meidet fortan die Niederungen der Politik. Das Vittoriale wird zum Monument des Ersten Weltkrieges und der Zeit von Fiume – mit dem Flugzeug, aus dem er Flugblätter über Wien abgeworfen hat, dem Torpedoboot MAS, aus dem nicht Torpedos, sondern eine Flaschenpost an die feindlichen Streitkräfte gesandt wurde, und dem Bug des Königlichen Kreuzers Puglia als Hauptbestandteilen dieser festlichen Inszenierung. Auf dem nach D’Annunzios Tod gebauten „Hügel der Toten“ unweit der Puglia ruhen einige Legionäre von Fiume, der Architekt des Vittoriale, Gian Carlo Maroni, und D’Annunzio selbst. Ihre sterblichen Überreste wurden auf Wunsch D’Annunzios in römischen Steinsarkophagen bestattet.







PUGLIA. Der Bug des Königlichen Kreuzers Puglia kam Anfang 1925 in 20 Bahnwaggons nach Gardone und wurde von dort aus ins Vittoriale transportiert. Den in den Hügel des Berges eingelassenen Bug rühmt selbst Guy Debord in seiner „Gebrauchsanweisung für die Zweckentfremdung“ als gelungenes Beispiel einer Zweckentfremdung im Sinne der Situationistischen Internationale.

Puglia

RADIO. 1920 kommt der Erfinder des Radios, Guglielmo Marconi, nach Fiume, um dort eine Radiostation aufzubauen. Hierzu kam es nicht mehr, aber D’Annunzio konnte von Marconis Yacht aus eine kurze Radiobotschaft versenden. Der Text und die Aufnahme dieser Botschaft haben sich erhalten.

Guglielmo Marconi
Team

Robert Eikmeyer, Alistair Hudson, Bettina Vogel-Walter
Projektleitung

Peter Kraus
Kommunikationsdesign

Dominik Bauer, Simone Ganß, Dorian Moore
Technische Realisierung